Die Vogelwelt im NSG Biesterberg
Das im Süden von Lemgo gelegene Schutzgebiet "Biesterberg" ist seit 2011 im Land- schaftsplan Lemgo als eines von 7 Naturschutzgebieten im Stadtgebiet ausgewiesen worden. Dieses "Kulturdenkmal" ist durch ca. 800 Jahre intensive Nutzung als Hudefläche entstanden. Das nachfolgende Kapitel gliedert sich wir folgt:
Die Bestandsaufnahme
Die unterschiedlichsten Biotoparten bieten auch einer Vielzahl von Tiergesellschaften einen Lebensraum. Je nach Jahreszeit sind die unterschiedlichsten Arten zu beobachten.
Die von Herrn Hermann Retzlaff von Mai bis Oktober 2000 erstmals durchgeführten umfang-
reichen Bestandsaufnahmen haben mit ihrer Vielfalt für das Gebiet Biesterberg bei allen Fachleuten für Überraschung gesorgt. Diese Vielfalt war nicht erwartet worden und hat schließlich dazu geführt, dass die Unterschutzstellung des Biesterberges durch die ortsan-sässigen Vereine (Alt Lemgo, BUND und NABU) beantragt wurde.
Die Vogelwelt
In den Alteichen- und Buchenbeständen im südöstlichen Bereich sowie in der seltenen Waldgesellschaft aus Eichen und Hainbuchen im östlichen Bereich der Biesterberg-grenzen leben die bekanntesten unserer heimischen Waldvögel. Bunt- und Kleinspecht, Schwarz- und Grauspecht, Blaumeise, Kohlmeise, Grünfink und Buchfink. Die grob struk-turierte Rinde an den alten Eichenstämmen nutzen Kleiber und Gartenbaumläufer für ihre Nahrungssuche.
Der Eichen-/Birkenwald im nordwest-lichen Teil des noch städtischen Waldgebietes ist Lebensraum für Erlen- und Birkenzeisig, Gimpel, Sumpf- und Weidenmeise und Waldlaubsänger, während sich in der gegenüberliegenden Altfichtenkultur Sommer- und Winter-goldhähnchen, Schwanz- und Tannen-meise, Amsel und Singdrossel wohl- fühlen.
Vielfältige Heckenstrukturen, die das Gebiet fast komplett umschließen, dienen Hecken-braunelle, Grauschnäpper, Neuntöter, Feldsperling, Diestelfink. Bluthänfling und Goldammer als Unterschlupf, Rast- und Nahrungsplatz. Der im nördlichen Abschluss des Biesterberges zu den noch landwirtschaftlich genutzten Flächen besonders dichte und breite Hecken-streifen wird von allen vier in unserer Region vorkommenden Grasmückenarten - Klapper-, Dorn-, Mönchs- und Gartengrasmücke - besiedelt.
Mönchsgrasmücke (männlich) Mönchsgrasmücke
(weiblich)
Die feuchten Talmulden im westlichen Teil mit dem Übergang zum Bachtal Richtung Rosen-garten und Laubke, werden von Gelbspötter, Sumpfrohrsänger und Nachtigall bevorzugt.
Zwischen den verschiedenen Biotopen wechseln Amsel, Star, Dohle, Rabenkrähe, Eichel-häher, Elster, Ringel- und Turteltaube, Wacholder- und Misteldrossel, Zaunkönig und Rotkehlchen hin und her.
Die offenen Flächen im Zentrum des Schutzgebietes (Kuppe) werden vom Turmfalken, Mäusebussard und Rotmilan überwacht. Ihre Rundflüge werden oftmals durch Elster und Rabenkrähe gestört. Die freien Flächen bieten aber auch dem Graureiher (Mäuse, Kröten, Würmer usw.) sowie in den Sommermonaten auch den Mehl- und Rauchschwalben reich-
lich Nahrung (Insekten). In den Übergangsbereichen des Schutzgebietes zu den landwirt-schaftlichen Flächen leben Fasan und Rebhuhn, Feldlerche und Bachstelze.
Als weitere vorkommende Arten sind zu nennen: Nachtigall, Baum- und Wiesenpieper, Wald-kauz, Kuckuck, Habicht und Sperber. Während des Vogelzuges im Frühjahr und Herbst kön-nen als Gäste auch Kolkrabe, Raubwürger, Wachtel, Pirol, Bekassine, Gartenrotschwanz und Feldschwirl beobachtet werden.
Die Artenvielfalt der Libellen...
Die größte und aussagestärkste Tiergruppe bilden die Insekten. So auch im Gebiet Biester-berg. Im Talmuldenbereich des westlichen Ausläufers sind auch die meisten Libellenvorkom-men des Schutzgebietes nachgewiesen worden:
Blauflügel-Prachtlibelle, Weidenjungfer, Gemeine Binsenjungfer, Frühe Adonislibelle, Hufei-sen-Azurjungfer, Blaugrüne Mosaikjungfer, Herbst-Mosaikjungfer, Gemeine Heidelibelle und
Vierfleck.
Paarungsrad der Becher-Azurjungfer
---und Schmetterlinge
Als Sensation ist die Artenvielfalt bei den Schmetterlingen zu bezeichnen: Es konnten 503 Arten nachgewiesen werden, wovon 51 Arten (10 %) mit einem Vermerk in der Roten Liste NRW vertreten sind. Vermutet werden im Gebiet sogar ca. 750 Schmetterlingsarten (Tag- und Nachtfalter). Schmetterlinge werden durch ihren leichten Flug und ihre bunten Farben sehr oft als erstes wahrgenommen. Sie liefern damit ein Höchstmaß an Informationen zum Biotopcharakter, da sie zu den am besten untersuchten Tiergruppen gehören.
Landkärtchen (Sommer)
Raupe vom Kiefernspanner
Im Raupenstadium bilden sie eine wichtige Nahrungsquelle für die meisten Singvogelbruten. Wichtige Grundlage für die vorkommenden Fledermauspopulationen sind die artenreichen und stabilen Nachtfaltervorkommen.
Alle 38 Falterarten stehen als Indikatorgruppe für eine kaum belastete und artenreiche Blütenpflanzenwelt in den offenen Flächen (Magerrasen, Weidebereiche u.a.) Die Laubholz bewohnenden Arten setzen die Artenvielfalt der Magerrasen-bereiche fort. Eine Einzelaufstellung würde den Rahmen dieser Übersicht überschreiten.
Im Frühjahr werden von unserer Gruppe regelmäßig ornithologische Wanderungen angeboten.
Aktuell finden wegen Covid-19 leider keine Wanderungen statt.
Martin Noltekuhlmann
Eine umfangreich Dokumentation zu diesem Naturschutzgebiet ist in der Schriftenreihe "Lippische Kulturlandschaften" beim Lippischen Heimatbund (Heft 5, ISSN 1863-0529 /
ISBN 3-926311-42-8) erschienen.